Gemeinsame Wanderfahrt der HRV / FRGS auf dem Main

01. - 03.05.2015

Zahlreiche Bilder von der Wanderfahrt finden sich in der Galerie.

Vom 01.05. bis zum 03.05.2015 haben wir die gemeinsame Fahrt mit den Kameraden aus Halle fortgesetzt und diesmal den Main berudert. Hier der Bericht aus Halle über die Zeit mit und bei uns:

Im August 2014 hatten wir die Ruderfreunde der Frankfurter Rudergesellschaft Sachsenhausen v.1879 e.V. für drei Tage zu Besuch in Halle. Eine gemeinsame Wanderfahrt von Naumburg nach Halle wurde noch in sauber getrennten Bootbesatzungen durchgeführt. Beim gemeinsamen gemütlichen Grillabend luden uns die Frankfurter für das 1. Maiwochenende zur gemeinsamen Wanderfahrt ins schöne Hessenland ein. Gesagt, getan: Frankfurter Christian Scholz und Hallenser Dr. Sven Holtschke stimmten sich mit der Feinplanung ab.


Von dieser ganzen Mammutarbeit bekommen wir restlichen 'Konsumenten' ja nie besonders viel mit. Irgendwie drängt es mich, hier mal ganz pauschal den Aktivisten für diese Arbeit im Hintergrund zu danken.

Für uns ging es am Donnerstag, 30.5.2015, von Halle aus los. Mit zwei Autos machten wir uns auf den Weg: Anke und Guido Friedrich, Sabine und Dr. Sven Holtschke, Ines Vogel und Ingo Kirsten, Andreas Dietrich, Andreas Hahn, 'Toni' (weniger bekannt als Hans-Dieter Thondorf) und Jürgen Henze. Die Anfahrt ließ nichts Gutes erahnen: wolkenbruchartige Regenschauer, Kälte, Wind. Eben das ganze Schmuddelwetter. Nachdem wir uns kurz in unserem Hotel Hübler frisch gemacht hatten, ging es auf eine erste kurze Erkundung in den hübschen Altstadtkern von Sachsenhausen. Ziel war eine Apfelweinwirtschaft. Dort wurden wir auch schon herzlichst von unseren Frankfurter Ruderfreunden erwartet und begrüßt. Wir lernten sogleich die hessischen Spezialitäten Äppelwoi und Handkäs mit Musik kennen. Gegessen wurden natürlich nur hessische Spezialitäten wie Tatar, Schäufelchen usw. Und wir lernten den Trunk des Wochenendes kennen: Mispelchen, eine in Calvados eingelegte Mispel. Den Wirt dürfte es am Umsatz gefreut haben und Mispelchen hat neue Liebhaber gefunden. Zu vorgerückter Stunde ging es zurück ins nette und feine Hotel um die Ecke.

Nach einem guten Frühstück ging es zum Bootshaus mit einem schönen kleinen Morgenspaziergang am Ufer des Mains entlang. Die Stadt zierte sich noch ein wenig, verschlafen, im düsteren Morgengrau. Ob das Wetter wohl hält? Fahrtenleiter Christian nahm die Bootseinteilung vor. Und dieses Mal haben wir wirklich gemischt! Frankfurter und Hallenser, Weiblein und Männlein. Drei Doppelvierer und zu meiner persönlichen Begeisterung, ein Riemen-Vierer! Boote zu Wasser und los ging es.

Gleich stromauf in die nahegelegene riesige Schleuse. Ein kleiner Zwangsstop, Ingo hat mit seiner brachialen Gewalt am Skull den Klemmring abgerissen. Dies wurde in Ordnung gebracht. Und dann ging es aber wirklich los. Vorbei an unzähligen Wassersportclubs, diversen Fähren und beschaulichen Ortschaften war unser Wendeziel der Mühlheimer Ruderverein. Kaum angelandet bei den Mühlheimer Sportfreunden ließen sie sich nicht lange bitten: Andreas Gewies luchste ihnen einen Kasten gekühltes Bier ab.

Der Main ist gegen die Saale ein breiter Fluss mit reichlich Boots- und Schiffsverkehr. Aber für unsere Begriffe so gut wie keine Strömung. Wir sollten aber noch eine andere Seite des Mains kennenlernen ...

Nach knapp sechs Kilometern erreichten wir unser nächstes Zwischenziel: den Ruderclub Frechenheim. Im hiesigen Bootshaus war das Mittagessen vorbestellt; wieder eine hessische Spezialität: Grüne Soße mit sieben Kräutern, Kartoffeln und hart gekochten Eiern. Eine leckere Speise! Die letzten sieben Kilometer wurden mit kleineren Besatzungswechseln absolviert. Im Bootshaus in Sachsenhausen wurden fix die Boote gesäubert und ab ins Lager. Die Bootshausordnung und Sauberkeit könnten wir uns abschauen.

Der nächste Termin rückte näher. Die Stadtführung. Wir bekamen einem schönen Abriss der Frankfurter Geschichte präsentiert, gespickt mit allerlei Anekdoten. Die Führung endete, was für ein Zufall, vor der Gaststätte 'Klaane Sachsenhäuser', wo Plätze reserviert waren. Eine gemütliche Gaststätte, natürlich wieder mit eigener Kelterei; und das war dieses Mal ein sensationelles Tröpfchen! Der Bempel kamen einige auf unsere Tische! Und - natürlich- Mispelchen. Ein gelungener Abschluss eines richtig schönen Tages. Auf dem Heimweg ins Hotel ging mir kurz durch den Kopf, dass das Wetter den ganzen Tag hervorragend mitgespielt hatte; etwas frisch, aber ohne Regen und hin und wieder hat sich die Sonne gezeigt.

Den nächsten Morgen konnte ich kaum erwarten, schlief unruhig. Ich wollte unbedingt eine schöne Morgenrunde am Main laufen, meine Joggingschuhe fahren ja immer mit. Und hier kündigte sich ein unglaublich sonniger Tag an, der Mai ist nun mal der Wonnemonat.


Mannschaften werden neu eingeteilt, heute alles Doppelvierer. Weil der Wetterbericht für den kommenden Tag nur scheußlichstes Wetter vorhergesagt hat, baten wir Christian um eine Abänderung des Fahrplans: Ursprünglich war geplant, dass wir stromab bis zur Schleuse Eddersheim fahren, dort wenden und stromauf bis zur Frankfurter Rudergesellschaft 'Nied' fahren, eine Etmal (zu deutsch: Wasserreise) von gut 30 Kilometern. Entsprechend unserer Bitte wurde nun komplett zurückgerudert, was die Tagesdistanz auf fast 40 km erhöhte. Das Rudern selbst war bei Sonnenschein und geschätzten mind. 20°C einfach nur eine Wucht! Es hat alles super gepasst. Genau deshalb lieben wir diesen Sport!

Die Fahrt durch die Frankfurter City war gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: der Anblick der Skyline, das bunte Treiben am Ufer und das Kabbelwasser. Der Main wird hier auf beiden Seiten durch hohe Kaimauern in ein Bett gezwängt, was jede Welle immer wieder von einer Seite zur anderen laufen lässt ohne wirklich abzunehmen. Reichlich Boots- und Schiffsverkehr sorgt dafür, dass dieses Spiel auch ja nicht abreißt. So muß man sich gut 1,5 km durchschlagen, bis ein natürliches Ufer den Fluss wieder beruhigt. Sehr sehr anspruchsvolle 1500 Meter! Wir sind verwöhnt durch unser Revier fast ohne Wellen. Nach gut 9 km gab es wieder eine Schleuse, dieses Mal die Staustufe Griesheim. Ohne großes warten ging es 4,5 Meter abwärts. Nach weiteren 2,5 Kilometern kamen wir bei 'Nassovia' Höchst an und legten unsere Mittagspause ein. Christian hatte unsere Vorliebe für hessischen Äppelwoi mitbekommen und jedes Boot neben leckeren Versorgungsbeuteln (Brötchen, Frankfurter und gelbe Wurst) mit einem wunderbaren Vorrat an Blaubockbempelchen ausgestattet. Gut gekühlt, mit Johannisbeersaft gemischt, eine richtig gute Erfrischung auf der Fahrt! Jetzt kam der längste Abschnitt der Tagesfahrt: ca. 10 km bis kurz vor die Schleuse Eddersheim.

Gleichzeitig eine an Abwechslung reiche Umgebung: neben reichlich Natur präsentiert sich Höchst nicht nur als Chemiestandort (ich wurde deutlich an vergangene Zeiten im Bitterfelder Chemiezentrum erinnert) und Schiffsumschlagplatz, sondern auch als sehenswerte Ortschaft. In Höhe Kelsterbach verließen einigen die Kräfte, weswegen wir wendeten und wieder zurück bis Nassovia fuhren, wo wir uns eine letzte größere Pause gönnten. Die Schleuse mussten wir uns dieses Mal mit einem Schubverband und einer kleinen Barkasse teilen. Letztere hat uns für den Rest des Tages mit einer wunderschönen Kreuzwelle begeistert, Wasseraufnahme unsererseits inbegriffen. Nochmal durch die Frankfurter City, Kabbelwasser inklusive. Unglaubliche Menschenmassen, alles genoss diesen sonnigen Maitag.

Der dritte gemeinsame Abend wurde nun von den Frankfurtern für uns gestaltet: hessischen Spezialitäten, frischer Spargel, grüne Soße, frisch Gegrilltes und als echte Überraschung Mispelchen! Wir saßen noch lange beieinander und fachsimpelten nicht nur übers Rudern. Irgendwann übermannten uns die Anstrengungen des Tages und wir trollten uns ins Hotel. Nicht ohne die nächtliche Skyline von Mainhattan zu geniessen.

Am nächsten Morgen stimmten wir Hallenser wegen der Wetteraussichten mehrheitlich dafür, auf das Rudern zu verzichten. Die Prognosen waren einfach zu schlecht. Die Frankfurter Ruderfreunde akzeptierten unsere Entscheidung. Wir machten nochmals einen Spaziergang durch das etwas trübe Frankfurt. Als unsere Ruderkameraden unter der Brücke hindurchfuhren, auf der wir sie begrüßten, blutete mir zugegebener Maßen das Herz. Wie gern säße ich mit im Boot!

Vor unserer Heimreise trafen wir uns alle noch beim Anrudern des Ruderclubs in Griesheim.
Die Verabschiedung war herzlich, eine Pflege dieser Vereinsfreundschaft wurde verabredet.

Unser Dank geht an unsere Freunde nach Frankfurt! Sie haben uns wirklich mit offenen Armen empfangen, haben hessische Gastfreundschaft gepflegt und mit uns ein unvergessliches Rudererlebnis verbracht.

Mögliche nächste Aktivitäten sind angesprochen worden. Nun liegt es an uns allen, diese anzugehen. Das bedeutet viel Arbeit aber auch einen großen Gewinn an gemeinsamem Erleben.

Jürgen Henze
HRV Böllberg / Nelson